Trotz der Krankheit ADHS schwimmt Angelina Köhler in der Weltspitze mit – oder eventuell eher wegen? Die Schwimmerin glaubt gar an einen Vorteil. 

Im Alltag falle es ihr zwar oft schwer, sich zu konzentrieren. Aber unter Druck in einem Rennen sei sie voll fokussiert. „Mir gelingt es dann erstaunlicherweise, alles auszublenden. Ich gerate in einen Hyperfokus, einen Flow-Zustand, der so intensiv ist, dass er für neurotypische Menschen kaum zu erreichen ist“, so die 23-Jährige. „Alles, was mich sonst stressen würde, nehme ich im Becken nicht mehr wahr. Ich versinke im Moment.“

Wie eine „Superkraft“: Schwimmerin Angelina Köhler glaubt „dank“ ADHS an Vorteil

Die deutsche Olympia-Hoffnung erklärt auch, warum sie ihre Mobbing-Erfahrungen teilt:. „Ich will das Bild verändern, das die meisten Menschen von Topathleten haben. Wir sind keine Superhelden.“ Als Jugendliche im Internat habe sie versucht, mit Leistung auf die Kränkungen zu reagieren. 

„Nach jedem Witz, der über mich gerissen wurde, habe ich mir vorgenommen, noch härter zu trainieren“, erzählt Köhler. „Aber gesund war mein Verhalten nicht.“ Sie habe ihren Selbstwert an ihre sportliche Leistung geknüpft. „Mit der Zeit habe ich den Glaubenssatz verinnerlicht, dass ich nur liebenswert bin, wenn ich erfolgreich schwimme.“ 

Erst die Gespräche mit ihrer Psychologin hätten ihr zu einem neuen Selbstbild verholfen, so Köhler: „Seit ich mich auch als die Person akzeptiere, die ich außerhalb des Beckens bin, mit all meinen Ecken und Kanten, schwimme ich viel befreiter.“