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      In der Pflanze steckt keine Gentechnik

      Aber keine Sorge:
      Gentechnish verändert

      sind die

    Der 1. FC Köln hat eine schwere Zeit hinter sich. Gebeutelt vom Abstieg und einer Transfersperre starten die Kölner am kommenden Freitag gegen den HSV in die Zweitligasaison. Im Interview spricht Sport-Boss Keller über finanzielle Herausforderungen und sportliche Vorhaben.

    Herr Keller, mit einigen Wochen Abstand: Wie schwer wiegt der siebte Abstieg des 1. FC Köln? 

    Es tut immer noch brutal weh. Sportlich, weil der FC nicht den Anspruch hat, Zweite Bundesliga zu spielen – obwohl es ja schon mehrfach passiert ist. Wirtschaftlich, weil der Abstieg mit deutlichen Umsatzeinbußen einhergeht. Und gesellschaftlich, weil das für die Menschen in der Stadt und der Region einbrutaler Nackenschlag war. Wenn ich alles zurückdrehen könnte, würde ich das gerne machen. Wir müssen jetzt aber nach vorne schauen und wollen das möglichst schnell wieder ändern.

    Viele Fans fanden den Abstieg hausgemacht und sahen die Verantwortung bei Geschäftsführung und Vorstand. Wogeben Sie den Kritikern Recht? 

    Im Fußball zählt das Ergebnis, und das war am Ende nicht gut. Der siebte Abstieg, verbunden damit, dass der FC als erster Verein in Deutschland eineTransfersperre erhalten hat – das hatte schon eine extrem negative Wucht. Alleine das ist Grund genug, zu sagen, dass die Kritikgerechtfertigt ist. Das muss die Führung des Vereins und auch ich persönlich annehmen.

    Fühlen Sie sich nach Fehlern inder Transferpolitik und dem desaströsen CAS-Urteil als Sportchef auf Bewährung?

    Nein, überhaupt nicht. Diese Sichtweise ist mir fremd.

    Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, zu sagen: Ich mache am Geißbockheim weiter? 

    Aus einer ganz persönlichen Sicht wäre es der viel einfachere Weg gewesen, nicht weiterzumachen. Das wäre aber nicht richtig gewesen. Man kann nicht in der Verantwortung stehen und dann der Erste sein, der von Bord geht. Das deckt sich nicht mit meinem Selbstverständnis vonFührung. Wenn man viele Veränderungen angestoßen hat und noch vieles im Fluss ist, muss man sich als Verantwortlicher in den Wind stellen und andere schützen. Es wird bei Misserfolgen immer schnellgefordert, dass Köpfe rollen müssen. Das wäre in diesem Fall beim FC nicht zielführend gewesen. Ich glaube beispielsweise nicht, dass wir dann den Kader so hätten zusammenhalten können. Viele der Jungs mit einer Ausstiegsklausel wären dann wahrscheinlich weg gewesen. 

    Sie sind nun fast zweieinhalb Jahre beim FC. Was haben Sie über diesen Club und die Stadt gelernt? 

    Inzwischen fühle ich Sachen, die ich vorher nur gelesen habe oder die man mir erzählt hat. Ich nehme vor allem die unglaublich hohe Verbundenheit der Menschen zu diesem Klub wahr. Ich war extrem beeindruckt, wie groß die Unterstützung bis zum letzten Spieltag war – und darüber hinaus, als der Abstieg feststand. Obwohl so vieles schief gelaufen ist.

    Ist in der kommenden Zweitliga-Saison der direkte Wiederaufstieg das klare Ziel?

    Ich setze vor den Wiederaufstieg das Wort schnellstmöglich. Das kann im aller schnellstmöglichen Fall nächstes Jahr bedeuten. Aber vielleicht dauert es auch etwas länger. Man darf nicht vergessen, dass wir noch eine Transfersperre haben und aus einer sportlich extrem schlechten Saison kommen mit sehr wenigen Siegen und Torerfolgen. Wir spielen in einer Liga, die mit vielen namhaften Klubs besetzt ist, die eigentlich Bundesliga spielen müssten. Es tut uns erstmal gut, sehr bodenständig und bescheiden zu agieren, von Spiel zu Spiel zu schauen und unser Leistungsniveau zu stabilisieren. 

    Ihres und das Bestreben von Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff ist ein wirtschaftlich kerngesunder FC. Wie weit sind Sie davon noch entfernt? 

    Die Höhe unserer langfristigen Verbindlichkeiten wird im Sommer 2025 planmäßig noch bei acht Millionen Euroliegen. Wir kommen von rund 80 Millionen Euro. Es ist uns also in einem sehr überschaubaren Zeitraum gelungen, den Klub nahezu zu entschulden. Das ist die unbedingt notwendige Grundlage, um wieder mehr gestalten zu können.

    Wie schmal ist der Grat zwischen „Kaputtsparen“ und notwendiger wirtschaftlicher Konsolidierung? 

    „Kaputtsparen“, das hat man mir ja permanent vorgeworfen. Es ist aber der falsche Begriff. Sparen bedeutet Geld zurücklegen. Wir dagegen mussten unseren Verbindlichkeiten nachkommen, die größtenteils in der Corona-Pandemie angehäuft wurden, um das wirtschaftliche Überleben des FC zu sichern. Da waren und sind jetzt Rückzahlungen fällig, die wir bedienen mussten und weiterhin müssen. Hinzu kommt, dass ich Geschäftsführer einer Organisation sein möchte, die zukunftsfähig ist. Wenn ich immer wieder die Zukunft verfrühstücke, indem ich Erlöse vorziehe oder sonstige Finanzkonstrukte aufbaue, dann verschiebe ich das Problem nur und mache es sogar größer. 

     

    Der Vorwurf lautete ja: Sanierung ohne Rücksicht auf Verluste. Würden Sie in der Rückschau sagen, Sie haben wirklich alles finanziell Machbare für den Verbleib des 1. FC Köln in der Bundesliga getan? 

    Wir haben Verbindlichkeiten in einem hohen achtstelligen Bereich abgebaut. Sicher hätten wir nicht an jeder Stelle strikt nach Plan tilgen müssen. Dann hätten wir drei bis fünf Millionen Euro zusätzlich für den Kader ausgeben können. Dafür bekommt man aber heutzutage nicht mehr den Stürmer, der die Bundesliga auseinander schießt. Vielleicht hätten wir einen Glücksgriff gelandet. Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir gesagt haben, wir können die Erfolgs-Wahrscheinlichkeit damit nicht signifikant erhöhen.

    In der Zweiten Liga fehlen dem FC alleine 25 Millionen Euro TV-Gelder. Wie lässt sich das kompensieren?

    Jetzt reden wir über die Umsatzseite. Da fehlen im Vergleich zur Bundesliga auch Sponsoring- und Ticketing-Erlöse, insgesamt sogar etwa 40 Millionen Euro. Wir können aber in einem ähnlichen Umfang auch Aufwände reduzieren. In erster Linie ist das ein geringerer Lizenzspieler-Etat, dazu kommen erhebliche Einsparungen beider Stadionpacht und andere Aufwandsreduktionen mehr. Wir werden deshalb auch in der Zweiten Liga in der Lage sein, ein mindestens ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen.

    Die mächtige organisierteFan-Szene des FC ist strikt gegen jedwedes Engagement von Investoren. Wie anders aber lässt es sich schaffen, dass sich der Verein der viertgrößten Stadt Deutschlands im oberen Tabellendrittel der Bundesliga etabliert und auch international spielt?

    Ein Investor ist doch kein Allheilmittel. Im Normalfall schießt er einmal Geld rein, leistet eine Anschubfinanzierung. Regelmäßige Mehrmittel kommen aber nur aus operativem Wachstum. Der FC hat sein Erlöspotenzial dabei in vielen Bereichen noch gar nicht ausgeschöpft. In der B2B-Vermarktung, allen voran beim Sponsoring, haben wir noch Hebel, um uns deutlich nach vorne zu entwickeln. Und wenn erst mal alle Verbindlichkeiten und die daran hängenden Zinsen getilgt sein werden, können wir auch wieder regelmäßig mehr Geld in den Kader stecken. Der FC kann es aus eigener Kraft schaffen, gesund zu wachsen.

    Apropos organisierte Fan-Szene:Im letzten Heimspiel fiel die Wilde Horde mit einem Ekel-Plakat gegen dieKölner OB Henriette Reker auf. Mittlerweile gibt es vier Tatverdächtige. Was blüht denen von Vereinsseite? 

    Der Verein hat grundlegend drei Sanktionsmöglichkeiten: Erstens Stadionverbot – das greift in jedem Fall, wenn die Täter überführt sind. Zweitens kommt es zum Entzug der Dauerkarte und drittens zum Entzug der Mitgliedschaft, gesetzt den Fall, es handelt sich bei den Akteuren um Dauerkartenbesitzer und Mitglieder.

    Wie verhindert der FC, dass sich so etwas wiederholt? 

    Schön wäre es, wenn solche Plakate gar nicht erst ins Stadion kommen, aber es lässt sich de facto nicht verhindern. Es gibt funktionierende Sicherheitskontrollen, aber ein solches Banner wird ganz einfach durch den Zaun gesteckt und dann ist es drin. Grundsätzlich müssen Banner beim Verein angemeldet werden, pietätlose oder diskriminierende Formulierungen sind verboten. Wir müssen als Verein weiterhin den konstruktiv-kritischen Austausch mit der Fanszene suchen, um solche negativen Ausreißer zu verhindern.

    Sie haben ja lange darauf bestanden, dass der letztjährige FC-Kader stark genug für den Klassenerhalt sei. Und jetzt? Ist der jetzige Kader stark genug für den Wiederaufstieg? 

    Unser Kader hat den mit Abstand höchsten Marktwert in der Zweiten Liga, von daher gehören wir automatisch zu den Favoriten. Wenn die Mannschaft wieder ein Selbstverständnis fürs eigene Spiel entwickelt und darüber Selbstvertrauen und Überzeugung gewinnt, können wir eine sehr gute Rolle spielen.

     

    Wie sehr ärgert es Sie, dass Davie Selke kurz nach Ende seines Vertragspokers beim HSV und Ex-Trainer Steffen Baumgart aufgeschlagen ist?

    Davie hatte signalisiert, dass er sich gut vorstellen konnte zu bleiben. Wir hatten ihm auch signalisiert, dass wir ihn behalten möchten. Sportlich war es geritzt, aber Davie hat unser finanzielles Angebot mehrmals abgelehnt bis wir kein neues Angebot mehr offeriert haben. Es ist legitim, dass er sich daraufhin umorientiert hat. Es war sein gutes Recht, sich für den HSV zu entscheiden, auch wenn man es aus einer emotionalen Sicht kritisch sehen kann – und er jetzt hoffentlich nicht gegen uns Tore schießt.

    Werden sie sich beimZweitliga-Auftaktspiel in Müngersdorf die Hand geben? 

    Ja, natürlich. Auf der persönlichen Ebene ist das komplett sauber gelaufen.

    Wie steht es um dann wiedermögliche Transfers im Winter? Wird der FC zuschlagen?

    Das hängt massiv davon ab, wie die Vorrunde verläuft und wie sich einzelne Spieler entwickeln. In den Testspielen gegen St. Truiden und Viktoria Köln standen sechs bzw. fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Startformation. Das ist einerseits total cool, zeigt aber andererseits, dass wir noch eine sehr unerfahrene Mannschaft haben. Stand heute ist der Kader auf ein bis zwei Positionen unausgewogen besetzt. Und klar, ein erfahrener Stürmer mit einer verlässlichen Quote würde uns guttun. Da wollen wir Standjetzt im Winter etwas machen – und bereiten das auch vor. Wie gesagt, diese derzeitige Sicht kann je nach Entwicklung unserer Spieler aber auch hinfällig werden. 

    Warum hat sich der Club immer so schwer damit getan, Spieler aus der eigenen Jugend zu integrieren? Und wie wollen Sie es besser machen?

    Wenn du in der Bundesliga spielst, gibt es per se einen sehr hohen Ergebnis- und Leistungsdruck. Da hat man wenig Zeit, Dinge zu entwickeln. Trainer wissen, dass sie am Ergebnisgemessen werden, und entscheiden sich dementsprechend oft für die älteren, stabileren Spieler. Wenn wir es nochmal am Beispiel Selke festmachen: Mit einem gesunden Davie hätten wir dieWahrscheinlichkeit etwas erhöht, direkt vorne mitspielen zu können. Andererseits: Wenn wir nicht jetzt unseren jungen Stürmertalenten die Chance geben, sich zu entfalten – wann denn dann? Der 1.FC Köln muss sich grundsätzlich viel stärker als Entwicklungsclub definieren. Das bedeutet auch, hochtalentierte Spieler auszuleihen und dann, wenn sie Spielpraxis gesammelt haben, zurückzuholen. Bei Jonas Urbig, einem der größten deutschen Torwarttalente, und Tim Lemperle ist uns das beispielsweise gelungen.

     

    Also ist es nur eine Frage der Zeit, bis der FC den nächsten Florian Wirtz hervorbringt… 

    Florian Wirtz ist ein Talent, das man höchstens alle zehn, 15 Jahre im Nachwuchsbereich haben wird. Aber wir haben großartige Spieler in unseren Jugendteams, allen voran auch in der letztjährigen U15 und U14. Beide Jahrgänge sind zuletzt Westdeutscher Meister geworden. Da sind sehr viele tolle Talente dabei. Wenn wir es schaffen sie an den Profi-Bereich heranzuführen, dann werden wir an dem einen oder anderen viel Freude haben.

    Wo steht der 1.FC Köln in fünf Jahren, wenn Ihre Strategie aufgeht?

    Er steht stabil in der erstenBundesliga und wird sich anschicken, eher um die Plätze fünf bis zehn mitzuspielen als um den Klassenerhalt. Er ist wirtschaftlich kerngesund, hat die Bestandsinfrastruktur am Geißbockheim modernisiert und mit der Stadt eineLösung gefunden, um noch ein paar Plätze dazu zubauen. Er hat sich imFrauenfußball verbessert und spielt dort eine führende Rolle. Und macht dadurchdie vielen hunderttausend FC-Fans einfach mal konstanter glücklich, als es in der Vergangenheit der Fall war. 

    Klingt fast zu schön, um wahr zu sein… hat dann auch Lukas Podolski ein führendes Amt beim FC?

    Ob er ein Amt hat, weiß ich nicht. Aber es sollte der Anspruch des FC sein, die wenigen Größen wie Lukas oder auch Jonas Hector, die er in den letzten 30 Jahren produziert hat, eng an den Verein zu binden.

    Herr Keller, vielen Dank für das Gespräch.

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